Rahmenbedingungen der Emigration jüdischer Neurologinnen und Neurologen (1933–1939)

Zusammenfassung Der Aufsatz fokussiert auf den historischen Kontext der Emigration „jüdischer“ Ärztinnen und Ärzte während des „Dritten Reichs“. Die etwa 9000 jüdischen Mediziner/-innen, die noch emigrieren konnten, repräsentierten 1933 rund 17 % der deutschen Ärzteschaft. Rund drei Viertel von ihne...

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Published in:Nervenarzt Vol. 93; no. Suppl 1; pp. 24 - 31
Main Authors: Martin, Michael, Karenberg, Axel, Fangerau, Heiner
Format: Journal Article
Language:German
Published: Heidelberg Springer Medizin 01-10-2022
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Summary:Zusammenfassung Der Aufsatz fokussiert auf den historischen Kontext der Emigration „jüdischer“ Ärztinnen und Ärzte während des „Dritten Reichs“. Die etwa 9000 jüdischen Mediziner/-innen, die noch emigrieren konnten, repräsentierten 1933 rund 17 % der deutschen Ärzteschaft. Rund drei Viertel von ihnen verließen das Deutsche Reich bis 1939, vorwiegend in Richtung USA, Palästina und Großbritannien. Zunächst schürten auch jüdische Organisationen die Hoffnung auf ein temporäres Exil. Spätestens mit den Ereignissen des Jahres 1938 („Anschluss“ Österreichs, Scheitern der Konferenz von Evian, Gründung der „Zentralstelle für jüdische Auswanderung“ in Wien unter Leitung von Adolf Eichmann, Maximierung der wirtschaftlichen Ausplünderung u. v. a. m.) hatte sich die „Auswanderung“ über die Zwischenstufe der „forcierten Emigration“ jedoch zur lebensrettenden „Flucht“ gewandelt. Dabei konnten Wissenschaftler die Unterstützung spezieller Hilfsorganisationen in Anspruch nehmen. Zu den bekanntesten gehören die in Zürich initiierte „Notgemeinschaft deutscher Wissenschaftler im Ausland“, das in England gegründete „Academic Assistance Council“, aus der die „Society for the Protection of Science and Learning“ hervorging, sowie das in New York entstandene „Emergency Committee in Aid of Displaced German Scholars“. Oft war deren Hilfe von Kriterien wie Publikationsleistung, wissenschaftlichem Rang und Alter abhängig. Bereits vor 1933 geförderte vielversprechende Forscher durften auf ein gewisses Engagement der Rockefeller Foundation rechnen. Die historische Analyse von Optionen und fördernden Faktoren, aber auch von Restriktionen und hemmenden Einflüssen bei der Entscheidung zur Emigration bildet die Basis für retrospektive Annäherungen an individuelle Ausnahmesituationen und Einzelschicksale.
ISSN:0028-2804
1433-0407
DOI:10.1007/s00115-022-01311-4