Analyse der Lumbalbelastung beim manuellen Bewegen von Patienten zur Prävention biomechanischer Überlastungen von Beschäftigten im Gesundheitswesen

Zusammenfassung Manuelles Bewegen von Patienten führt bei Beschäftigten im Gesundheitswesen im Allgemeinen zu einer hohen mechanischen Belastung im unteren Rückenbereich. Ein langfristiges Forschungsvorhaben, die Dritte Dortmunder Lumbalbelastungsstudie (The Dortmund Lumbar Load Study 3, DOLLY 3), w...

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Published in:Zentralblatt für Arbeitsmedizin, Arbeitsschutz und Ergonomie Vol. 64; no. 2; pp. 98 - 112
Main Authors: Jäger, M., Jordan, C., Theilmeier, A., Wortmann, N., Kuhn, S., Nienhaus, A., Luttmann, A.
Format: Journal Article
Language:German
Published: Berlin/Heidelberg Springer Berlin Heidelberg 01-03-2014
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Description
Summary:Zusammenfassung Manuelles Bewegen von Patienten führt bei Beschäftigten im Gesundheitswesen im Allgemeinen zu einer hohen mechanischen Belastung im unteren Rückenbereich. Ein langfristiges Forschungsvorhaben, die Dritte Dortmunder Lumbalbelastungsstudie (The Dortmund Lumbar Load Study 3, DOLLY 3), wurde durchgeführt, um die Lendenwirbelsäulenbelastung von Pflegepersonen während des manuellen Bewegens von Patienten im Pflegebereich für Tätigkeiten zu untersuchen, die als sicher gefährdend im Zusammenhang von Berufskrankheiten-Feststellungsverfahren gelten. Neun verschiedene Tätigkeiten mit Patiententransfer im oder am Bett oder Stuhl wurden analysiert. Die Messung von Aktionskräften mit eigens entwickelten Systemen und die Erfassung der jeweils eingenommenen Körperhaltungen mit optoelektronischen und Videokameras, auf deren Basis mehrere Kenngrößen der Lumbalbelastung quantifiziert wurden, sind in einer früheren Publikation beschrieben. Im vorliegenden Artikel werden die Ergebnisse der Laboruntersuchungen und der anschließenden biomechanischen Modellrechnungen vorgestellt, die auf die Belastung der Lendenwirbelsäule und auf Möglichkeiten zur Belastungsverringerung durch biomechanisch optimierte Transfermodi statt konventioneller Arbeitsweise sowie durch die zusätzliche Verwendung Kleiner Hilfsmittel wie Gleitmatte und Rutschbrett fokussieren. Die Druckkraft auf die lumbosakrale Bandscheibe kann je nach durchgeführter Tätigkeit, Transfermodus und individueller Ausführung erheblich variieren. Die höchsten Werte wurden bei konventioneller Ausführung der Tätigkeiten erhoben, niedrigere Werte ergaben sich durch eine verbesserte Arbeitsweise. Die niedrigsten Druckkraftwerte wurden bei der Verwendung von Kleinen Hilfsmitteln erreicht. Eine statistische Signifikanz wurde für 13 von 17 derartigen Vergleichen nachgewiesen. Die Analyse der Kenngrößen für asymmetrische Belastungsanteile zeigte, dass Seitbeuge- und Torsionsmomente an der lumbosakralen Bandscheibe hohe Werte erreichen können, die jedoch durch die Nutzung verbesserter Transfermodi wesentlich reduziert werden können. Die Bewertung der biomechanischen Belastungen mithilfe von alters- und geschlechtsspezifischen Richtwerten zur Arbeitsgestaltung ergab für keine der analysierten Tätigkeiten – ungeachtet der Art der Durchführung – Belastungen in akzeptablem Bereich. Demzufolge wird die Anwendung einer biomechanisch angemessenen Arbeitsweise unter Zuhilfenahme Kleiner Hilfsmittel, um beispielsweise die Reibung zwischen Patient und Bettoberfläche zu verringern, dringend empfohlen. Diese Maßnahmen gelten insbesondere zur Prävention von Überlastungen für ältere Beschäftigte im Pflegebereich.
ISSN:0944-2502
2198-0713
DOI:10.1007/s40664-013-0010-4