Pedelec-Fahrer werden bei Unfällen schwerer verletzt als konventionelle Radfahrer

Zusammenfassung Hintergrund Seit Jahren nimmt die Nutzung von elektrisch unterstützten Fahrrädern (Pedelecs, im Volksmund „E-Bikes“) in Deutschland zu. Hierdurch steigt auch die Anzahl (schwer) verletzter und verstorbener Pedelec-Fahrer. Im klinischen Alltag entsteht der Verdacht, dass Pedelec-Fahre...

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Published in:Der Unfallchirurg Vol. 124; no. 12; pp. 1000 - 1006
Main Authors: Lefarth, T. L., Poos, H. P. A. M., Juhra, C., Wendt, K. W., Pieske, O.
Format: Journal Article
Language:German
Published: Heidelberg Springer Medizin 01-12-2021
Springer Nature B.V
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Summary:Zusammenfassung Hintergrund Seit Jahren nimmt die Nutzung von elektrisch unterstützten Fahrrädern (Pedelecs, im Volksmund „E-Bikes“) in Deutschland zu. Hierdurch steigt auch die Anzahl (schwer) verletzter und verstorbener Pedelec-Fahrer. Im klinischen Alltag entsteht der Verdacht, dass Pedelec-Fahrer bei Unfällen häufiger schwerer verletzt werden als konventionelle Fahrradfahrer. Fragestellung Analyse der Morbidität und Mortalität durch Unfälle von Pedelec-Fahrern im Vergleich zu konventionellen Fahrradfahrern in einem überregionalen Traumazentrum im Traumanetzwerk Oldenburg-Ostfriesland. Material und Methoden Prospektive Kohortenstudie mit Erhebung von Daten von 59 Pedelec-Fahrern und 164 konventionellen Fahrradfahrern nach Unfällen mit Vorstellung in der Notaufnahme und Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Sporttraumatologie des Evangelischen Krankenhauses Oldenburg in der Periode vom 01.03.2017 bis zum 01.03.2019. Ergebnisse Das Durchschnittsalter von Pedelec-Fahrern und konventionellen Fahrradfahrern unterschied sich signifikant mit 62 bzw. 48 Jahren. Pedelec-Fahrer sind häufiger vorerkrankt als konventionelle Radfahrer und werden bei Unfällen signifikant schwerer verletzt. Hierbei liegt der durchschnittliche ISS bei 5,2 im Vergleich zu 3,4. Die Sterberate von Pedelec-Fahrern unterscheidet sich nicht von der konventioneller Radfahrer. Schlussfolgerung Pedelec-Fahrer bilden im Vergleich zum durchschnittlichen Fahrradfahrer eine besondere Risikogruppe. Sie werden bei Unfällen signifikant schwerer verletzt als konventionelle Fahrradfahrer. Aufgrund der demografischen Entwicklung mit steigendem Durchschnittsalter und Multimorbidität von Verkehrsteilnehmern sowie der stetig wachsenden Verkaufszahlen von Pedelecs ist mit einer Zunahme schwerer Pedelec-Unfälle zu rechnen. Auf Pedelec-Nutzer gerichtete Maßnahmen zu Unfall- und Verletzungsprävention (wie z. B. Helm tragen, Pedelec-Kurse o. Ä.) sollten gefördert werden. In der Notfallmedizin sollten Pedelec-Nutzer besondere Aufmerksamkeit und aggressive Diagnostik erfahren. Niedrigschwellig sollte ein interdisziplinäres Initialassessment der Patienten erfolgen (Schockraummanagement).
ISSN:0177-5537
1433-044X
DOI:10.1007/s00113-021-00976-x