Genetik der kongenitalen Aniridie

Zusammenfassung Hintergrund PAX6 -Mutationen führen beim Menschen überwiegend zu nicht-syndromaler Aniridie, die autosomal-dominant vererbt wird und meist familiär gehäuft zu beobachten ist. Die ursächlichen Punktmutationen oder Deletionen im PAX6 -Locus gehen mit dem Funktionsverlust einer Genkopie...

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Published in:Der Ophthalmologe : Zeitschrift der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft Vol. 111; no. 12; pp. 1157 - 1163
Main Authors: Neuhaus, C., Betz, C., Bergmann, C., Bolz, H.J.
Format: Journal Article
Language:German
Published: Berlin/Heidelberg Springer Berlin Heidelberg 16-12-2014
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Description
Summary:Zusammenfassung Hintergrund PAX6 -Mutationen führen beim Menschen überwiegend zu nicht-syndromaler Aniridie, die autosomal-dominant vererbt wird und meist familiär gehäuft zu beobachten ist. Die ursächlichen Punktmutationen oder Deletionen im PAX6 -Locus gehen mit dem Funktionsverlust einer Genkopie einher (Haploinsuffizienz). Mutationen, die mit einer PAX6-Restfunktion vereinbar sind, führen oft zu milderen Ausprägungen, mitunter aber auch zu anderen – auch schwerwiegenderen – okulären Phänotypen. Kombinierte Deletionen von PAX6 und dem benachbarten Tumorsuppressorgen WT1 führen zum WAGR (Wilms-Tumor, Aniridie, Anomalien des Urogenitalsystems und geistige Retardierung)-Syndrom mit einem hohen Risiko für Wilms-Tumoren. Fragestellung Der genetischen Diagnostik kommt große Bedeutung für Diagnosesicherung, Einschätzung des Wiederholungsrisikos und die frühe Erkennung der Kinder mit assoziiertem Tumorrisiko zu. Ergebnisse und Diskussion Durch die Sequenzierung des PAX6 -Gens einerseits und die quantitative Analyse des PAX6 -Locus andererseits lassen sich die Verdachtsdiagnosen sowohl einer isolierten als auch einer syndromalen Aniridie sehr effizient molekulargenetisch abklären. Bei klinischer Überschneidung mit anderen monogenen Erkrankungen können zunehmend durch simultane Hochdurchsatzsequenzierung vieler Gene auch Differenzialdiagnosen (z. B. Mikrophthalmiesyndrome) mit erfasst werden. Für eine optimale Betreuung von Aniridiepatienten ist eine enge Zusammenarbeit von Augenärzten und Humangenetikern erforderlich.
ISSN:0941-293X
1433-0423
DOI:10.1007/s00347-014-3059-3