Eine neue Ära der MANV-Ausbildung? InSitu – Realitätsnahes Üben in virtuellen Umgebungen

Zusammenfassung Hintergrund Leitende Notärzte gelten als wichtiges Versorgungselement beim Massenanfall von Verletzten und Erkrankten (MANV/E). Ihre Ausbildung ist sehr theorielastig, Praxisanteile fallen im Gegensatz dazu knapp aus. Limitationen sind meist die intensiven Kosten realitätsnaher (Groß...

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Published in:Der Anaesthesist Vol. 65; no. 9; pp. 703 - 709
Main Authors: Lorenz, D., Armbruster, W., Vogelgesang, C., Hoffmann, H., Pattar, A., Schmidt, D., Volk, T., Kubulus, D.
Format: Journal Article
Language:German
Published: Berlin/Heidelberg Springer Berlin Heidelberg 01-09-2016
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Summary:Zusammenfassung Hintergrund Leitende Notärzte gelten als wichtiges Versorgungselement beim Massenanfall von Verletzten und Erkrankten (MANV/E). Ihre Ausbildung ist sehr theorielastig, Praxisanteile fallen im Gegensatz dazu knapp aus. Limitationen sind meist die intensiven Kosten realitätsnaher (Groß‑)Übungen und mangelnde Reproduzierbarkeit der Szenarien und entsprechender Ergebnisse. Fragestellung Um den Ausbildungsstand maßgeblich zu verbessern, bedarf es veränderter Ausbildungskonzepte, die sowohl die theoretischen als vor allem auch die praktischen Kompetenzen vor dem Hintergrund der Komplexität eines MANV erheblich intensiver als heute vermitteln können. Moderne Ausbildungskonzepte sollten es den Lernenden ermöglichen, Entscheidungsvarianten realistisch durchzuspielen. Der vorliegende Beitrag untersucht, wie interaktive, virtuelle Umgebungen für die Ausbildung von Einsatzkräften eingesetzt und konzipiert werden könnten. Material/Methode Virtuelle Simulations- und Trainingsumgebungen bieten die Möglichkeit, auch komplexe Situationen hinreichend realistisch zu simulieren. Die in diesem Kontext verwendete, sogenannte virtuelle Realität (VR) ist eine Interfacetechnologie, die die freie Interaktion in einer virtuellen Umgebung sowie die stereoskopische und somit räumliche Darstellung von virtuellen Großschadensereignissen ermöglicht. Variablen des Szenarios wie Wetter, Anzahl an Verletzten oder Verfügbarkeit von Ressourcen lassen sich dabei jederzeit ändern. Die Lernenden können die Abläufe in mehreren virtuellen Unfallstellen bei Bedarf mehrfach durchspielen und so unterschiedliche Varianten erproben. Ergebnisse Mithilfe des Projektes „InSitu“ wird Üben in einer virtuellen Realität mit realistisch nachgebildeten Unfallsituationen möglich. Diese integrierten, interaktiven Trainingsumgebungen können sehr komplexe Situationen im Maßstab 1:1 räumlich darstellen. Durch die ausgeprägte Interaktivität können sich die Lernenden als unmittelbarer Teil der Schadensszene fühlen und erreichen so eine sehr viel höhere Identifikation mit der virtuellen Welt als dies mit Desktop-Systemen möglich ist. Schlussfolgerung Interaktive, identifikationsfähige und realitätsnahe Trainingsumgebungen basierend auf Projektionssystemen könnten in Zukunft eine repetitive Beübung mit Veränderungen innerhalb eines Entscheidungsbaumes, einer Reproduzierbarkeit und über verschiedene Berufsgruppen hinaus ermöglichen. Mit einer entsprechenden Hard- und Softwareumgebung lassen sich beliebig viele Unfallsituationen darstellen und trainieren. Den Hauptaufwand stellt dabei die Erstellung der virtuellen Szenarien dar. Stehen bereits entsprechende Stadtmodelle und andere dreidimensionale Geodaten zur Verfügung, ist dieser Aufwand verglichen mit dem Planungsaufwand einer Großübung extrem niedrig.
ISSN:0003-2417
1432-055X
DOI:10.1007/s00101-016-0196-x